Artibus-Kunstausstellung zeigt Werke von Alejandro und Antonio DeCinti und Rafael Ramlrez Märo. Faszinierende Werke von großer Strahlkraft.
Von Dirk Müller
Es ist der kampf mit den Elementen, mit dem eigenen Leben und auch mit der ebenso individuellen Vergänglichkeit. Es ist der Kampf von äußeren und inneren Dämonen, von Vernunft und Wahnsinn. Und es ist vor allem der Kampf mit dem menschlichen Dasein, der menschlichen Seele, oder was immer wir darunter verstehen. Gewinnen kann ihn nur der Besucher der städtischen Artibus-Kunstausstellung, die am morgigen Sonntag, 21. August, um 12 Uhr in der Burg-Galerie eröffnet wird.
Zweipolige Ausstellung
Im Jahre 1494 erstmals gedruckt, erlebt das „Narrenschiff“ von Sebastian Brant eine weitere künstlerische Renaissance in der Burg-Galerie. Die spätmittelalterliche Moralsatire ist Grundlage des Zyklus’, den Alejandro und Antonio DeCinti geschaffen haben. Bei der Artibus-Schau sind Werke daraus zu sehen, die mit enormer Strahlkraft bestechen, und die Ausstellung ist quasi zweipolig, denn Artibus-Kurator Rafael Ramírez Máro geht mit seinen Exponaten das Thema völlig anders an.
In DeCitis Bildern strotzt das tosende Meer vor Vitalität, lebendige Galionsfiguren sind erotische Komponenten, Ästhetik trifft Ratlosigkeit und Verzweiflung aber auch auf Hoffnung. Somit kann der DeCinti-Teil der Artibus—Kunstausstellung als der manische umschrieben werden, während Ramírez Máro die depressive Seite der Thematik auf Leinwand bringt. Seine schiffe sind nicht auf See, sondern bereits gestrandet oder liegen trocken und fernab des Meeres in der Wüste. Den Rattenfänger von Hameln stellt Ramirez Maro als einen verkannten Künstler dar, der nicht in die Gesellschaft integriert ist, was fatale Folgen hat.
Als Künstler und vor allem als Artibus—Kurator hat Ramírez Máro bereits zahlreiche Ausstellungen in der Burg—Galerie aufgebaut, und oftmals fiel sein Blick dabei auf den dort befindlichen Narrenthron, der dem Karnevalsprinz der Kupferstadt bei der Proklamation als Sitzmöbel dient. Davon hat der künstler sich inspirieren lassen, und der Narrenthron findet sich auf einem der Bilder. „Allerdings in modifizierter Form“, betont Ramírez Máro, dass er „kein Sakrileg begehen” wolle. „Und um deutlich zu machen, dass der blinde Narr auf dem Thron eben nicht der Stolberger Prinz ist.”
Die Verwendung des Motivs sei keine hintergründige Anspielung, sondern vielmehr einem das Werk eingearbeitete Hommage an den Kupferstädter Karneval. In der Gesamtheit ist die Ausstellung stimmig wie niveauvoll und beeindruckt besonders durch das meisterhafte Können der Maler. Die Werke sind von hoher Anziehungskraft und offenbaren große philosophische Tiefe, der sich der Betrachter kaum entziehen kann.